Dreifaltigkeitssonntag: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

Dreifaltigkeitssonntag: Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

Das Hochfest nach Pfingsten

Der Dreifaltigkeitssonntag ist der Auftakt für die "normalen" Sonntage nach der Osterzeit, wird also am Sonntag nach Pfingsten gefeiert. Bei dem Fest geht es um ein entscheidendes Geheimnis des Christentums.




Von Antonia Lioba Wojaczek |  Bonn - 07.06.2020

Die Lehre von der Trinität ist eines der wichtigsten Dogmen der Kirche – so wichtig, dass ihr sogar ein eigener Gedenktag gewidmet wird. Was steckt dahinter? "Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Diese Formel kennt wohl jeder Katholik von klein auf und spricht sie intuitiv am Ende eines jeden Gebetes. Man begegnet der Dreifaltigkeit Gottes im täglichen Leben durch das Kreuzzeichen. Die Dreifaltigkeit – oder Trinität – gehört somit zum Alltag eines Christen dazu und hat in der katholischen Kirche sogar einen eigenen Festtag: den Dreifaltigkeitssonntag.



Dreifaltigkeitssonntag ist anders als andere Hochfeste


Dieser Tag ist innerhalb des Kirchenjahres etwas Besonderes. Anders als Hochfeste wie Weihnachten oder Ostern hat er nicht ein Ereignis aus dem Leben Jesu als Anlass, sondern stellt eine kirchliche Glaubenswahrheit in den Mittelpunkt. Und zwar nicht irgendeine, sondern die der Lehre vom dreieinigen Gott. Deshalb wird der Dreifaltigkeitssonntag neben anderen Festen wie Fronleichnam oder dem Herz-Jesu-Fest zu den sogenannten Ideenfesten gezählt, die eines Glaubensinhalts gedenken.



"Nicht an der Dreizahl hängen"

Wie kann man die Trinität darstellen und wieso hat Jesus zu Gott gebetet? Anlässlich des Dreifaltigkeitssonntags beantwortet der Münchener Dogmatiker Bertram Stubenrauch Fragen zu dem theologischen Thema.



Der dreieinige Gott – die Trinität – ist die Verbindung aus Gottvater, Gottessohn und Heiligem Geist. Diese drei sind gleichwertige Personen – theologisch Hypostasen genannt – vereint in einem gemeinsamen Wesen, auf Griechisch Ousia. Keine der drei Personen wird über eine der anderen gestellt oder mehr verehrt. Seine Wurzel hat der Glaube an den trinitarischen Gott im Neuen Testament. Schon Paulus spricht in einem Segenswunsch von der Trinität aus Vater, Sohn und Heiligem Geist (2 Kor 13,13). Gott offenbart sich den Menschen in den Evangelien in der Person seines Sohnes Jesus Christus. Diese Vereinigung ist so stark, dass Jesus sogar sagt, er sei im Vater und der Vater in ihm (Joh 10,38). Er trägt durch diese enge Verbindung eine göttliche und eine menschliche Natur in sich – er ist wahrer Gott und wahrer Mensch, wie die Kirche lehrt. Er tritt außerdem als Mittler zwischen Gott und den Menschen auf. Der Heilige Geist wiederum ist die Verbindung zwischen Gott und Jesus und außerdem Beistand für die Menschen (Joh 14,26; Joh 15,26).



Diese heute gültigen, aber für viele Menschen wohl wegen ihrer abstrakten Aussagen schwer verständlichen Glaubenslehren waren nicht immer so genau definiert, im Gegenteil: Im vierten Jahrhundert entstand der Arianismus und der Streit um die Trinität eskalierte. Der Theologe Arius, der der theologischen Bewegung ihren Namen gab, nahm mit seinen Anhängern eine radikale Gegenposition gegenüber der damals herrschenden Meinung zur Trinität ein: Jesus sei zwar ein einzigartiges Geschöpf Gottes, aber keineswegs vom Vater gezeugt, sondern lediglich geschaffen und damit nicht wesensgleich. Der Arianismus ordnete Jesus dem Vater unter und sprach ihm so seine Göttlichkeit ab. Er war für Arius nicht wahrer Gott, sondern "nur" Sohn.



Christentum breitet sich aus


Die Konzile von Nizäa im Jahr 325 und Konstantinopel im Jahr 381 schafften schließlich Klarheit und beschlossen das Nicaeno-Konstantinopolitanum, unser heutiges Großes Glaubensbekenntnis: "Wir glauben an den Heiligen Geist, (…) der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, (…)". Die antitrinitarischen Gedanken des Arianismus waren zwar von der Kirche verurteilt, fanden aber nach 381 bei einigen germanischen Völkern wie den Goten weiterhin Anklang; Ende des fünften Jahrhunderts ließ sich jedoch der fränkische Merowingerkönig Chlodwig I. taufen und bekannte sich zum von den Konzilen bestätigten Glauben, wodurch sich das Christentum im gesamten germanischen Reich ausbreitete und somit auch die Trinitätslehre von Nizäa und Konstantinopel.


Obwohl die Trinitätsfrage nun eigentlich geklärt war und sie damals schon das zentrale Fundament des christlichen Glaubens darstellte, sollte es noch beinahe ein ganzes Jahrtausend dauern, bis der Dreifaltigkeitssonntag als Festtag in der Kirche eingeführt wurde. Gefeiert wurde er in gallischen Klöstern zwar schon Jahrhunderte zuvor, aber die Kirche zögerte noch: War es theologisch verantwortbar, etwas zu gedenken, was nicht auf ein biblisches Zeugnis Jesu zurückgeht, sondern eine doch eher abstrakte Glaubenslehre darstellte? Man blieb zunächst bei einem Nein. So waren Papst Alexander II. und Papst Alexander III. der einstimmigen Meinung, dass die Trinität keinen eigenen Festtag bekommen sollte, da man ihr ohnehin an jedem Sonntag und bei jedem Gebet Verehrung entgegen brachte. Erst im Jahr 1334 entschloss sich schließlich Papst Johannes XXII. dazu, das Hochfest in den Kirchenkalender aufzunehmen.



Dreifaltigkeitssonntag oder Trinitätssonntag


Nachdem die Kirche den Dreifaltigkeitssonntag – oder Trinitätssonntag – anerkannt hatte, wurde er auch Bestandteil des volkstümlichen Glaubens. Er wird wie auch der erste Adventssonntag zu den Goldenen Sonntagen gezählt. Früher schrieben die Menschen den Kräutern, die sie an diesen Tagen sammelten, starke Heilkräfte zu. Besonders die Goldene Wunderblume, die nur an diesem Tag oder in dieser Nacht blühte, war beliebt wegen ihrer angeblich magischen Kräfte – sogar Berge sollten mit ihr geöffnet werden können. Auch Kinder, die an diesem Tag geboren wurden, nahmen eine Sonderstellung ein: Ihnen wurden als "Goldsonntagskinder" voraussehende Fähigkeiten zugeschrieben – aber auch nur ein kurzes Leben.



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Im Kirchenjahr kommt dem Trinitätssonntag eine wichtige Rolle zu; er markiert nach dem Ende des Osterfestkreises an Pfingsten den Übergang der Kirche in die normale Zeit im Jahreskreis, bis am ersten Adventssonntag ein neues Kirchenjahr mit dem Weihnachtsfestkreis beginnt. In der Liturgie ist in dieser Zeit die Farbe Grün vorherrschend. Sie steht für neues Leben und Hoffnung.


Die liturgische Farbe des Dreifaltigkeitssonntags selbst ist allerdings Weiß. Als Farbe des Lichtes, des Friedens, der Freude und der Unschuld symbolisiert sie Reinheit, Glanz und Vollkommenheit, ganz im Sinne von 1 Joh 1,5 ("Gott ist Licht"). Man wird den Priester an diesem Festtag im Gottesdienst also in einem weißen Messgewand am Altar stehen sehen, wenn er den Schlusssegen spricht, der an keinem anderen Tag so passend ist, wie am Dreifaltigkeitssonntag: "Es segne und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist."




Von Antonia Lioba Wojaczek


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