Vatikan-Experte für bedingungsloses Grundeinkommen in Corona-Krise

Vatikan-Experte für bedingungsloses Grundeinkommen in Corona-Krise

Newsticker: Corona und die Kirche, 17. Mai

Die ganze Welt ist von der Corona-Pandemie betroffen. Auch das kirchliche Leben ist eingeschränkt: Gottesdienste und andere Veranstaltungen fallen aus, Christen helfen, Christen erkranken. Im katholisch.de-Newsticker gibt es ein aktuelles Bild der Lage in Deutschland und der Weltkirche.




Bonn - 17.05.2020

10:30 Uhr: Vatikan-Experte für bedingungsloses Grundeinkommen in Corona-Krise

Ein sozialethischer Experte des Vatikan hat sich angesichts weltweiter pandemiebedingter Ausgangssperren für ein Grundeinkommen ausgesprochen. Millionen informeller Arbeiter seien nicht gegen Verdienstausfall abgesichert. Man könne diese Menschen nicht zwingen, ohne finanzielle Unterstützung zu Hause zu bleiben, sagte Augusto Zampini-Davies von der vatikanischen Entwicklungsbehörde am Samstag in Rom. Für solche Krisenfälle stehe Regierungen als Instrument das universelle Grundeinkommen zur Verfügung. Einige Länder hätten bereits gezeigt, dass dies im Kampf gegen die Pandemie gut funktioniere, so der argentische Priester und Sozialethiker.


Zampini-Davies räumte ein, das Modell des leistungsunabhängigen Grundeinkommens sei nicht unumstritten; aber nach Abwägung des Für und Wider gebe es "keinen Zweifel, dass wir etwas tun sollten". Wenn man die Gesundheit aller Bürger sicherstellen wolle, müsse man Personen ohne Verdienstmöglichkeit unterstützen. Auch die Internationale Arbeitsorganisation fordere Hilfe für informelle Arbeiter.


Der Ethiker, seit Anfang April beigeordneter Sekretär der Kurienbehörde für Entwicklungs- und Menschenrechtsfragen und Mitglied einer neu gegründeten vatikanischen Arbeitsgruppe zu den Covid-19-Folgen, verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Kirche beziehe eine sozialistische Position. Es gehe nicht um Sozialismus oder Kapitalismus. Augenblicklich stünden "alle gesellschaftlichen Strukturen auf dem Prüfstand". Die Kirche wolle die Option für die Armen als ein Grundprinzip einbringen. Zampini-Davies sprach von einem "ethischen Imperativ". (KNA)



10 Uhr: Weltkirche-Bischof prangert Egoismus der reichen Staaten an

Die Corona-Pandemie zeigt nach Worten des Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick, dass Krisen ein Nährboden für das Gute wie auch für das Böse im Menschen sind. In diesem Zusammenhang prangerte er am Sonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom die Entsolidarisierung in der internationalen Politik und den Egoismus der reichen Staaten an. Davon betroffen seien besonders die Entwicklungsländer. "Durch den Shutdown kommen keine Nahrungsmittel, kein Saatgut und andere Hilfsgüter zu den Armen. Dadurch nimmt der Hunger in vielen Teilen der Welt wieder zu", so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz.


Auch Medikamente würden in den Industrienationen gehortet und den Armen entzogen, Entwicklungshilfeprojekte würden gestoppt, kritisierte der Erzbischof weiter. Dadurch steige die Zahl der Malaria-, Typhus- und Choleraerkrankten. All das wirke sich auf die Situation der Armen erschreckend aus, so Schick. (KNA)



9:45 Uhr: Diakonie-Präsident lobt "Wundertäter" in Corona-Krise

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie hat die Menschen dazu ermutigt, angesichts der vielen schlechten Nachrichten wegen der Corona-Pandemie nicht den Blick für kleine Wunder zu verlieren. Dunkle Geschichten drohten Geist und Seelen zu infizieren wie böse Geister, sagte Lilie am Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst aus Ingelheim in seiner Predigt.


Lilie sagte, es gebe überall Menschen, die sich nicht mit Aussichtslosigkeit abfänden und so zu "Wundertätern" werden könnten. "Die Wundertäterinnen und Alltagshelden, die Stars und Sternchen dieser Oster-Fortsetzungs-Geschichten sind ganz normale Menschen, stinknormale Wundertäter", sagte er. Sie stärkten das Rettende trotz der scheinbaren Übermacht der Gefahr. "Sie sähen Hoffnung, Liebe und Vertrauen", sagte er.


Solche Menschen arbeiteten etwa in Altenheimen, in denen Covid-19-Infektionen grassierten. "Sie könnten überall wirken: an der Kasse im Supermarkt, als Polizistin oder Telefonseelsorger, als Mutter, Mitarbeiter der Müllabfuhr oder als Sachbearbeiterin in der Arbeitsagentur, als Erntehelfer, Kindergärtnerin oder Reinigungskraft in einem Krankenhaus", sagte Lilie.


Wer Möglichkeiten sehe, wo andere nur Sackgassen erkennen, wer an der Hoffnung festhalte, wo die Mehrheit auf die Apokalypse warte, wer Zutrauen schenke, wo andere aufgeben, der handele im Namen Jesu, so der Diakonie-Präsident. (epd)



9 Uhr: Vatikan plant Aktionsjahr zu Umwelt und Entwicklung - wegen Corona

Der Vatikan hat ein Aktionsjahr zur Umwelt-Enzyklika "Laudato si" angekündigt. Die Risse im Planeten seien zu offensichtlich und zu schädlich, als dass man sie weiter ignorieren könnte, heißt es in der Mitteilung der Vatikanbehörde für Entwicklungsfragen am Samstag. Die Corona-Pandemie mache deutlich, wie vernetzt und aufeinander angewiesen die Weltbevölkerung sei. Eine Vision für die Zeit nach der Seuche müsse allen Aspekten der globalen Krise Rechnung tragen.


Geplant sind in den kommenden Monaten Webinare, Tagungen und Aktionen in digitalen Netzwerken, aber auch die Publikation eines Leitfadens und ein Runder Tisch beim nächsten Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar. Die Enzyklika "Laudato si" wurde am 24. Mai 2015 als zweites großes Lehrschreiben von Papst Franziskus veröffentlicht. Mit einem Fokus auf Umwelt- und Klimaschutz befasst sie sich mit der Frage einer ganzheitlichen und nachhaltigen Entwicklung. (KNA)



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